Donnerstag, 11. September 2014

Tag 437 - Der Arzt, dem die Frauen vertrauen*

Gestern "Servicetermin" beim Lieblings-OA, das erste Mal in seiner Privatordination.
Ein bisschen bin ich mir vorgekommen wie kurz vor einer Prüfung.
Was wird denn diesmal gefunden?
Im Behandlungsraum bin ich nervös, aber mein Arzt schafft es, dass ich mich sicher fühle.
Wie er das macht, weiß ich nicht, es ist einfach so.
Die Chemie passt.

Zuerst hab ich ihn nach meiner Fruchtbarkeit gefragt. Ich will keine Kinder, auch wenn mir die Entscheidung weh tut.
Wenn man sich aber meine Großmütter, deren Reproduktionsverhalten und meinen Zyklus nach der Chemo ansieht, drängt sich die Frage auf, ob und wie ich verhüten muss.
Der Gyn nimmt mir die Hoffnung auf Sorglosigkeit in diesem Fall und spricht von vererbter guter Fruchtbarkeit. Naja.

Dann geht es an's Eingemachte, ich frag ihn während der Untersuchung, ob es wirklich, ja wirklich keinen Zusammenhang zwischen bereits rausgeschnittener Zyste und Krebs gibt, da sagt er doch glatt: "Apropos Zyste."
Im Ultraschall ist am verbliebenen Eierstock eine riesengroße Zyste aufgetaucht, sie schaut zwar unverdächtig aus und kann auch eine Eisprungzyste sein, aber man muss es natürlich weiter beobachten.
TÜV nicht bestanden, wieder nicht.
Scheiße, Scheiße, Scheiße! Ich mag nicht mehr!

Im Vorzimmer warten Frauen mit scheinbar normalen Leben, mit Babybauch und Dr.-Titeln.
Ich fühle mich wie ein Versager. Kein abgeschlossenes Studium, keine Kinder, nicht gesund.
Das tut dann weh. Ich weiß, Vergleich macht immer unglücklich.
In dem Moment kann ich aber nicht anders, ich sehe die vermeintlich perfekten Biographien vor mir sitzen und frag mich, was bei mir falsch gelaufen ist.
Aber diese Hirn-Spielereien bringen nix.
Hätte, hätte, Fahrradkette.
Hätt i, kannt i, dad i, war i.

Jetzt mag ich nicht mehr Trübsal blasen. Ich kann den Ist-Zustand nicht ändern.

*Zum Titel: Diese Serie habe ich in meinen 20ern immer geschaut, wenn ich am Vormittag zu Hause war. Herrlich entspannend.

3 Kommentare:

  1. Liebe Helga, Du schreibst es doch selbst "...sehe die VERMEINTLICH perfekten Biographien..." Was wissen wir schon, wie sehr oder wenig perfekt das Leben anderer ist? Wieso messen wir uns überhaupt an anderen?
    Ich kann mir gut vorstellen, dass allein der Gedanke daran, dass eine Zyste da ist, Dich beunruhigt.
    Weißt Du, ich hab eine ziemlich große in meinem Kopf. Ich habe 4 oder 5 in beiden Brüsten. Immer, egal ob Eisprung oder nicht, und das seit rund 12 Jahren. Zumindest weiß ich seit 12 Jahren davon. Anfangs wurde es aller Vierteljahre kontrolliert, inzwischen nur noch 1 x jährlich: Ich kann damit 100 Jahre alt werden, heißt es immer wieder.
    Insofern betrachte ich persönlich Deinen TÜV sehr wohl als bestanden.

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    1. Ach, Helma, natürlich ist mir klar, dass diese Frauen auch das eine oder andere Packerl zu tragen haben. Ich weiß auch, dass viele Menschen Zysten haben (ich hab auch einige auf den Nieren) und dass das nicht unbedingt gefährlich ist, aber gerade im gynäkologischen Bereich hätt ich keine mehr gebraucht.
      Ich ertrag nur mehr so schwer irgendwelche Baustellen, ich will einfach normal, normaler, am normalsten sein.

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  2. Ich denk ja eben, dass zysten heutzutage normalzustand sind... Ich kenn keine, die noch keine hatte, weils eben auch nicht untersucht wurde.. Selbst kinder haben zysten, die fast immer zufallsbefunde sind.. Meist weiß mans eben nur nicht.

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