Montag, 3. März 2014

Tag 245 - Nachwehen

Hm, da sitz ich nun.
Ich habe 3 Nächte über den Herceptin-Freitag schlafen müssen, heute in der Arbeit konnte ich dann wieder lachen. Dafür ist die Arbeit wirklich gut, die perfekte Ablenkung.

Dabei hat am Freitag alles so gut angefangen, zur Abwechslung habe ich in der Früh nicht getrödelt und bin daher um 8:50 im Krankenhaus angekommen. Es war noch eine Dame vor mir zur Aufnahme, also hab ich ein bißchen gewartet. Nach der Aufnahme war der Vertretungsschwester offensichtlich nicht klar, in welches Zimmer ich mich setzen soll, aber egal.
Rüber zum Herzecho, auch hier sind klarerweise andere Menschen da - also wieder gewartet, aber alles im erträglichen Rahmen.
Laut Kardiologen habe ich im Übrigen ein in Größe und Funktion normales Herz - er meinte, dass Radiologen halt nix Bewegliches mögen :-D Aber ich bin jetzt schon gespannt, was die Radiologen dazu sagen werden.
Erleichtert war ich schon, auch wenn ich mir nicht wirklich Sorgen gemacht habe.

Dann rüber in die Onkologie, 1,5 Stunden habe ich für ein 10-Minuten-Gespräch gewartet. Auch noch irgendwie vertretbar. Ich bin nicht die einzige Patientin.

Danach wieder rauf auf die Station, es ist kurz nach 12 Uhr.
Das Mittagessen wird gebracht (mir nicht, ich lehne seit der Chemo das Futter dort ab), ich setze mich mit meinem Buch in den Chemostuhl. Gegen 15 Uhr geh ich mal nachfragen, wo die Infusion bleibt, die Schwester erklärt mir wortreich, dass die Apotheke noch nicht geliefert hat, aber dass sie dran sind. Es ist laut ihr nicht das erste Mal, dass sie lang auf die Lieferung warten müssen.

Um 16:30 reißt mir der Geduldsfaden, ich fange eine Ärztin nebst Schwester ab und frage sie noch höflich, aber sicher nicht mehr freundlich, was sie zu tun gedenken.
Als Antwort bekomme ich, dass sie nichts tun können.

Um 16:50 wird das Herceptin an meinen Port angehängt, 90 Minuten dauert die Infusion, aber wenigstens krieg ich jetzt quasi eine "Sonderbehandlung", nachdem die Infusion fertig ist, werde ich sofort abgehängt, die Nadel gezogen und mir die Entlassungspapiere übergeben.
Ich bin schon deutlich reduziert und muss, nachdem ich um 18:35 das Krankenhaus verlassen habe, mit dem Taxi nach Hause fahren, weil ich die Fahrt mit den Öffis nicht mehr gepackt hätte.

Zuhause angekommen mag ich gar nichts mehr sagen und heule die ersten 10 Minuten nur.
Nicht nur, dass ich das Gefühl habe, man raubt mir meine Lebenszeit, ich fühle mich auch gedemütigt, nicht ernst genommen.
Ich bin abhängig.

Ich habe die letzten Tage ernsthaft überlegt, die Herceptin-Therapie abzubrechen.
Da mir aber klar ist, dass dadurch die Rückfallgefahr erhöht wird, werde ich nun mit dem Träger des Krankenhauses diskutieren, wie die Behandlung in Zukunft ablaufen wird.
Man mag mich für empfindlich halten, aber das will ich kein zweites Mal erleben.

5 Kommentare:

  1. Evtl. die einzig wirklich effektive Art, nicht unnötig Zeit zu vergeuden, könnte es sein, sich die Diskussion mit dem Träger gleich zu sparen, denn man bekommt nur ein paar blumige Floskeln als Antwort.

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    1. Noch so einen Krankenhaus-Tag ertrag ich nicht.
      Außerdem bin ich es gewohnt, gegen Windmühlen zu kämpfen...

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  2. Mit der Onkologischen Ambulanz in einer großen Klinik habe ich ähnliche Erfahrungen. Also genau EINE Erfahrung. Nachdem ich eine Nacht durchgeheult hatte, war für mich klar: Dorthin kriegen mich keine zehn Pferde mehr. Das habe ich sogar notariell festgelegt. Die ganze Klinik fällt für mich aus. Auch im Notfall. Eine geeignete Praxis zu finden, war langwierig und nicht leicht. Aber ich scheine Glück gehabt zu haben. Ist jetzt auch nicht alles perfekt, aber wenigstens wechseln Ärzte und Schwestern nicht ständig und man kennt und respektiert seine Patienten. Das ist mir mehr wert, als sämtliche Qualitätssicherungs- Diplome, die ohnehin alle getürkt sind, wenn man mich fragt. Mach Deinem Ärger Luft- mir hat das damals sehr geholfen. Ich hoffe, Du erholst Dich bald von diesem Schreck. Die Therapie ist wichtig. Abbruch wegen Ignoranz ist inakzeptabel! Ganz liebe, tröstende Grüße,P.

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    1. Grundsätzlich sind sie auf der Gyn-Station wirklich alle lieb und bemüht. Allerdings nützt mir das weichgespülte Verhalten nix, wenn die Abläufe hinten und vorn nicht stimmen.
      Ich werd daher heute den Träger des KHs anschreiben, mit der Bitte um Aufklärung und Behebung. Weiters scheint es in Ö nicht möglich zu sein, außerhalb eines Krankenhauses eine Antikörper-Therapie machen zu können, auch hier werde ich nachfragen.
      Die Therapie ist sogar sehr wichtig, aber kurz danach wollte ich um keinen Fall mehr dort hin. Liebe Grüße zurück!

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    2. Wahrscheinlich sind die Angestellten der Klinik von den stolpernden Abläufen ebenso genervt. Eine Klinik sollte eigentlich eine Abteilung Qualitätsmanagement haben. Die müssen sich um schriftliche Beschwerden kümmern! Kommen sie gar nicht drum herum. Ein Brief wird also nicht ins Leere laufen. Sich nach einer anderen Einrichtung, einer ambulanten, umzuschauen, ist bestimmt nicht die schlechteste Idee. Und sei es lediglich, um das Gefühl zu haben, aktiv etwas gegen diesen Zustand zu unternehmen. Ich wünsche jedenfalls viel Erfolg!

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